Viele Unternehmen haben in den letzten Monaten einen zum Teil deutlichen Nachholeffekt nach dem ersten Lockdown gespürt. Das Auftragsvolumen wuchs. Aus Vorsichtsgründen wurden und werden dabei verstärkt Zeitarbeiter eingesetzt. Jetzt – zur Weihnachtszeit und nach Neujahr – kann das in Betrieben zu Mitarbeiterengpässen führen. Grund ist die Urlaubs- und Reisezeit vieler Mitarbeiter.

Heimaturlaub von Mitarbeiter*innen kann zum Problem werden

Eine große Zahl von Unternehmen macht zwischen Weihnachten und Neujahr Betriebsurlaub. Darüber hinaus folgen viele der Empfehlung der Ministerpräsidentenkonferenz vom Mittwoch, den 25.11.2020, und verlängern den Betriebsurlaub. Teilweise wird die Produktion evtl. erst am 7. oder 11. Januar wieder aufgenommen.

Viele Zeitarbeiter*innen aber auch Stammmitarbeiter*innen in der Produktion haben einen Migrationshintergrund und sind ihrer alten Heimat noch sehr verbunden. Nicht wenige kommen auch nur zum Arbeiten nach Deutschland. Gut nachvollziehbar ist, dass diese Weihnachten in ihrer Heimat verbringen werden.

Allerdings – seit dem 8. November 2020 gilt grundsätzlich für Ein- bzw. Rückreisende aus dem Ausland, die sich innerhalb der letzten zehn Tage vor der Einreise in einem Risikogebiet aufgehalten haben, die Verpflichtung sich unverzüglich nach Einreise in eine zehntägige Quarantäne zu begeben. Außerdem müssen sich Einreisende vor ihrer Ankunft in Deutschland auf https://www.einreiseanmeldung.de anmelden und den Nachweis über die Anmeldung bei Einreise mit sich führen. Nach frühestens fünf Tagen der Quarantäne können sich die Einreisenden auf SARS-CoV-2 testen lassen, um die Quarantänepflicht durch ein negatives Testergebnis zu beenden. Verstöße gegen diese Regelungen können mit bis zu 25.000 € sanktioniert werden.

Ziel ist es, die Mitmenschen und Arbeitskollegen vor einer möglichen Ansteckung zu schützen. Das Prinzip ist uralt. Im 14. Jahrhundert war es in Venedig und Genua üblich, Schiffe 40 Tage zu isolieren, um so die Verbreitung der Pest zu bremsen. Von der Zahl 40 – italienisch quaranta – leitet sich der Begriff Quarantäne ab.

Mit Ausnahme von Island sowie einigen Regionen wie die Kanarischen Inseln ist aktuell ganz Europa Risikogebiet. Nicht nur der Heimaturlaub in Polen oder Ungarn ist davon tangiert, sondern auch der Kurzurlaub in Österreich oder in der Schweiz! Auf der Seite des RKI finden sich die Länder, die aktuell als Risikogebiet ausgewiesen sind.

Durch Quarantäne könnten viele Produktions-Mitarbeiter*innen nicht zu Verfügung stehen

Somit gilt für alle bei der Rückreise zunächst eine Quarantäne! Diese 10-tägige Isolierung kann Stand heute nach dem 5. Tag nach Einreise durch ein negatives Testergebnis beendet werden. Zeigt man Symptome, sind diese anzuzeigen und können weitere Maßnahmen nach sich ziehen.

Die Rechtslage und die gesamte Situation können dazu führen, dass Mitarbeiter nicht wie geplant bei Produktionsstart wieder einsetzbar sind. Gründe dafür sind:

  • Krankmeldung aufgrund von Symptomen oder eines positiven Tests
  • Ansteckung im Heimaturlaub
  • Keine Rückkehr aufgrund der Quarantäneregelungen und der Furcht, ggf. in Quarantäne „festzusitzen“
  • Angst vor den Kosten des Tests
  • Zu späte Rückkehr und damit frühestens fünf Tage nach Rückkehr wieder einsetzbar

Flexible Ansätze, um Produktionsstart zu sichern

Je nach dem wie viele Mitarbeiter nicht wie geplant die Arbeit aufnehmen können, kann dies sehr schnell zu einem holprigen Start führen. Vorkehrungen sind zu treffen, um Friktionen zu vermeiden oder wenigstens zu minimieren.

Mögliche Lösungsansätze sind:

  • Die Unternehmen sollten zunächst einen ungefähren Anhaltspunkt haben, wie viele interne und externe Kräfte in der Weihnachtspause ihr Heimatland besuchen oder ins Ausland reisen.
  • Die Mitarbeiter*innen sollten auf die Rechtslage bei der Einreise hingewiesen werden, um Sanktionen zu vermeiden (Infos sind auf der Homepage des RKI im Download verfügbar).
  • Bewusstsein schaffen, dass diese Regelung dem Schutz aller Mitarbeiter*innen dient und ernst genommen werden muss!
  • Darüber hinaus ist dies ein guter Zeitpunkt, über ein strategisches Personalkonzept nachzudenken. Dabei sollten auch Zeitarbeit und andere Formen der flexiblen Arbeit berücksichtigt werden.
  • Je nach Ausprägung sollte die Produktionsplanung in den ersten zwei Wochen genug Puffer enthalten.
  • Als weitere Option kann es sinnvoll sein, die Zeit bis Weihnachten vermehrt Zeitarbeiter, die ihren Lebensmittelpunkt eher in Deutschland haben, einzuarbeiten. Alleine mit Überstunden ist der coronabedingte Nachholeffekt in vielen Branchen kaum zu bewältigen.

Für Rückfragen steht Ihnen unser Personalexperte Robert Simon gerne zur Verfügung.

Bleien Sie gesund.